Om-Zeichen Die Silbe Om symbolisiert die einzige höchste Wahrheit, die in den verbindlichen heiligen Schriften als die reine Existenz, das reine Bewusstsein und die reine Glückseligkeit beschrieben wird. Diese Wahrheit, die Brahman bzw. Atman genannt wird, manifestiert sich als das Universum, so dass alles, was existiert, in seinem Wesen mit ihr identisch ist.
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Hinduismus von Dr. Kabita Rump Anmerkung: Eines besseren Leseflusses wegen, sind die Sanskrit- und Bengalikomposita zum Teil mit Bindestrich geschrieben worden, obwohl dies der Rechtschreibung dieser Sprachen nicht entspricht. Geschichte: Als eine dynamische Religion hat der Hinduismus schon früh die so genannten Stammes- und Naturreligionen Indiens in seinen Kreis integriert. Beim Integrationsprozess ging es dem Hinduismus stets um die Veränderung des Wesens, des Geistes der Anhänger dieser Religionen, nicht um die Trennung der Bekehrten von ihren vertrauten und geliebten Formen und Symbolen. Da alle Formen, alle Symbole, einerlei, welcher Religion diese auch zugehören mögen, eine unvollkommene Darstellung der höchsten Wahrheit sind, ist der Streit über Formen und Symbole sinnlos. Deshalb ließ der Hinduismus bei der Bekehrung die Götter, Halbgötter etc. dieser Religionen bestehen und interpretierte diese nach der Lehre der verbindlichen heiligen Schriften (siehe unten). Die Konvertiten durften ihre vertrauten Götter und Symbole weiterhin verehren, nur mussten sie in diese die höchste gestaltlose Wahrheit (siehe unten Lehre) hineinprojizieren.
Der tolerante Geist des Hinduismus erlaubte die Entstehung neuer
Religionen in Indien, z. B. des Buddhismus. Zwischen dem Ende des 12. Jahrhunderts und der Etablierung der englischen Herrschaft im Jahre 1757 in Indien erlebte der Hinduismus in Nordindien einen schweren Schlag. In dieser Zeit befanden sich einige Teile Nordindiens unter der Fremdherrschaft des Islam (Afghanen und Türken). Die Hindus wurden verfolgt, und die indische Kultur wurde verdrängt. In den besetzten Gebieten durften die Hindus nur unter schwierigen Umständen ihre Religion praktizieren. Diese Periode wird von den indischen Historikern als die dunkle Periode Indiens bezeichnet. Im Gegensatz zu Nordindien bekämpfte Südindien fremde Eindringlinge erfolgreich, so dass der Hinduismus in Südindien ungehindert praktiziert und kultiviert werden konnte, während er in Nordindien Repressalien ausgesetzt war. Die Kolonisation des gesamten Indien durch England (1757-14.08.1947) brachte den Hindus in Nordindien die religiöse und kulturelle Freiheit zurück. Im Gegensatz zu den islamischen Herrschern schätzten die Engländer die Kultur und Religionen Indiens und förderten deren Studium und Wiederbelebung. Mit Enthusiasmus und Leidenschaft befassten sich nun die Hindus in Nordindien mit ihrer Geschichte, Kultur und Religion. Der nordindische Enthusiasmus riss auch Südindien mit. Das Studium des Hinduismus ließ die Hindus erkennen, dass viele Bräuche, die sich in der islamischen Zeit in den Hinduismus eingeschlichen hatten, nicht mit den verbindlichen heiligen Schriften übereinstimmen. Entschlossen reformierten führende hinduistische Mönche und Intellektuelle den Hinduismus. Die britische Regierung, christliche Missionare, Bürger Englands und die Bürger der Vereinigten Staaten unterstützten die Bemühungen der Hindus. Die Reformation des Hinduismus veränderte und modernisierte auch die indische Gesellschaft. Durch die Repressalien während der islamischen Zeit sind der breiten Masse der Hindus Kenntnisse über ihre eigene Religion in bedeutendem Umfang verloren gegangen. Trotz des gewaltigen Engagements der religiösen und nicht religiösen Institutionen seit dem 19. Jh. konnte dieser Verlust bis zur Gegenwart nicht vollständig ausgeglichen werden. Heilige Schriften Lehre Das Universum, die Manifestation Brahmans Die individuelle Seele (atma), das Karma und die Wiedergeburt Die Erleuchtung, das Endziel Das Endziel, das die Mukti bzw. die Moksha (beide Wörter wörtlich: Befreiung) genannt wird und im Westen allgemein mit dem Wort Erleuchtung übersetzt wird, kann nur durch die Kombination von Raja-yoga und Askese (tapas) in der Meditation erlangt werden. Der Raja-yoga hat mit dem im Westen verbreiteten Hatha-yoga, der lediglich der Gesundheit dient, nichts gemeinsam. Der Hinduismus warnt aber vor Übereilung. Ist der Geist noch nicht reif und verlangt nach weltlichem Genuss, soll man sich nicht zwingen, Raja-yoga und Askese zu praktizieren. In dem Fall soll man den Geist durch geeignete spirituelle Übungen allmählich erheben. Erst wenn der Geist tatsächlich nur noch nach Verschmelzung verlangt, soll man der Welt entsagen und sich gänzlich dem Endziel widmen. Wofür man sich auch entscheidet, der Sinn des Lebens besteht in der Erkennung der eigenen und der anderen wahren Natur. "Wir sind keine bloßen Gegebenheiten in dieser Welt, wir sind Persönlichkeiten. Und daher können wir uns nicht damit begnügen, auf dem Strom der Ereignisse dahinzutreiben. Wir haben das zentrale Ideal der Liebe, durch das wir unserm Dasein Harmonie geben sollen; wir haben in unserm Leben eine Wahrheit zu offenbaren: dass wir Kinder des Ewigen sind" (Rabindranath Tagore: Flüstern der Seele. In: Lebensweisheit, 239) Der Stufenweg und die vier Wege Je nach dem spirituellen Stand des Gläubigen wird Göttin Durga - wörtlich: die schwer Erreichbare - entweder als eine unter den unzähligen Göttern oder als die monotheistische Göttin verehrt. Betrachtet man Göttin Durga als die monotheistische Göttin, gilt sie als die höchste Verkörperung des Brahman. Alle anderen Götter werden ihr untergeordnet und spielen eine ähnliche Rolle wie die Engel im Christentum. Das Bild zeigt die alljährliche Verehrungszeremonie der Göttin - die Durga-puja - bei der auch die Kinder der Göttin berücksichtigt werden. Ihre Kinder, von links, die Göttin Lakshmi, die Göttin Sarasvati, der Gott Ganesha und der Gott Kartikeya symbolisieren jeweils den Reichtum, das Wissen, den Erfolg in jeglichem, insbesondere aber in wirtschaftlichem, Vorhaben und den Erfolg im Krieg. Diese Götter werden in der Regel nicht als der monotheistische Gott verehrt. Weitere beliebteste Götter, welche als der monotheistische Gott betrachtet werden, sind Gott Vishnu sowie seine Inkarnation Gott Krishna und Gott Shiva. Je nach der geistigen und emotionalen Veranlagung entscheidet sich der Hindu für den einen oder den anderen. Der Hinduismus berücksichtigt die Tatsache, dass nicht alle Menschen sich geistig und emotional auf derselben Ebene befinden und bietet seinen Anhängern den aus drei Stufen bestehenden Stufenweg. Für die Menschen auf der untersten Stufe spielen Götter, Gebet, Fasten etc. eine wichtige Rolle. Die Götterverehrung gilt hier als eine große Hilfe zur Konzentrationsübung. Wichtig ist zu wissen: Jeder Hindu, der sich vor einer Götterikone verneigt, weiß, dass er nicht das Material, aus dem die Ikone gebaut ist, verehrt, sondern das, was diese Ikone darstellt. Der Wahrheitssuchende auf der zweiten Stufe verehrt nur noch seinen auserwählten Gott bzw. seine auserwählte Göttin. Dieser Gott bzw. diese Göttin ist der monotheistische Gott bzw. die monotheistische Göttin. Alle anderen Götter, die man auf der ersten Stufe verehrt hat, werden ihm bzw. ihr unterworfen und haben nun eine ähnliche Funktion wie die Engel in Christentum. Auf die dritte Stufe aufgestiegen lässt man sowohl die Götter als auch Gott/Göttin hinter sich, entsagt der Welt und strebt mit Hilfe von Raja-yoga und Askese (tapas) das Endziel an. Da die Charaktere und Empfindungssinne der Menschen verschieden sind, bietet der Hinduismus vier Wege, die zur Erleuchtung führen. Diese sind: Jnana-yoga, Raja-yoga, Karma-yoga und Bhakti-yoga, die jeweils auf Wissen, auf den Yoga, der von Patanjali (ca. 200 v. Chr.) in seinem Buch Yoga-sutra festgehalten wurde, auf selbstlose Tat und auf Gottesliebe den Schwerpunkt setzen. Angesichts der entsetzlichen Armut unter der Bevölkerung kombinierte Swami Vivekananda die Lehre der Upanishaden, dass jeder Mensch eine Manifestation der höchsten Wahrheit ist, mit dem Karma-yoga der Bhagavadgita, der selbstloses Tun verlangt und die Nächstenliebe des Christentums und führte die neue Version des Karma-yoga ein. Der von Swami Vivekananda eingeführte Karma-yoga verlangt, dass man in den Armen Brahman erkennt und ohne Erwartung auf Dank und Gegenleistung für ihr Wohl arbeitet. Dieser Karma-yoga fand/findet ein großes Echo in der indischen Gesellschaft. Das Bild zeigt ein Gebäude in New Delhi, das in seinem Erdgeschoss kostenlos eine Postzweigstelle zur Verfügung stellt und auf seiner ersten Etage die karitative Bibliothek beherbergt, die von Herrn Ramesh K. Mittal, D.K. Agency (P) Ltd, International Bookseller and Publisher, New Delhi gegründet und unterhalten wird. Beziehung zu anderen Religionen
Weiterführende Literaturen: Radhakrishnan, Sarvepalli: Indische Philosophie, Band 1 (ISBN: 0041810090) und 2 (ISBN: 0041810104); aus dem Englischen von Rudolf Jockel, Darmstadt, 1956 Rump, Kabita: Thema Weltreligionen: Hinduismus, Leipzig, 2002 Rump, Kabita: Die Wahrheit und ihre Erscheinungsformen im Hinduismus (ISBN: 3126911811) In: Willmes, Peter (Hrsg.): Spiritualität - Wege zum Göttlichen; Reihe: Brücken und Wege Band 3, Essen, 2003, 13-63 (ISBN: 398071652X) Rump, Kabita: Upanishaden Band 1; Isha-, Kena-, Katha- und Taittiriya-upanishad. Übersetzt und Erläutert; Hrsg.: Kabita Rump und Peter Antes, Münster, 2003 (ISBN: 3825869458) Tagore, Rabindranath: Flüstern der Seele. In: Lebensweisheit; nach den von Tagore selbst veranstalteten englischen Ausgaben ins Deutsche übertragen von Helene Meyer-Franck, München, 1921 Swami Vivekananda: Vedanta, der Ozean der Weisheit; hrsg. von Swami Chetanananda, 2. Aufl., Bern, 1993
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