Liebe Besucherin, lieber Besucher, Sie befinden sich im Haus der Weltreligionen. Ich heiße Sie im Namen des Förderkreises herzlich willkommen. Das Haus möchte mit seiner architektonischen Anlage und seinem Programm der Verständigung unter den Religionen dienen und Kenntnisse über sie vermitteln. Wem „gehört“ das Haus der Weltreligionen? Das Haus der Weltreligionen gehört allen Menschen, die eine gemeinsame Verantwortung aller Gläubigen gleich welchen Bekenntnisses für interreligiöse Verständigung als einer Grundlage eines stabilen Friedens in der Welt eintreten. Wenn eine Glaubensgemeinschaft im Haus Veranstaltungen durchführt, ist es ebenso 'ihr' Haus wie das Haus der andersgläubigen Besucher. Jeder wirkt im Haus für sich selbst und für alle, niemals aber für andere im Sinne fremder Belange. So darf sich jeder im Haus der Weltreligionen zu Hause fühlen. Damit Sie sich im Hause besser zurechtfinden, gebe ich Ihnen einige Informationen:
I. Zur architektonischen Gestaltung des Hauses der Weltreligionen. Das Haus ist acht-eckig (oktogonal). Die Form des Oktogons ist schon in der Antike kulturübergreifend verbreitet. In der europäischen Baukunst durchzieht sie die Jahrhunderte bis in unsere Gegenwart. Da auch die Religionen Kulturen und Zeiten übergreifen, passt diese Bauform besonders gut zum Anliegen dieses Hauses. In der Mitte sehen Sie zwei nach oben geöffnete Hände. Der Mensch als ein bedürftiges und empfangendes, aber auch als ein tätiges und handelndes Wesen steht im Mittelpunkt. Für beides - das Empfangen und das (Weiter-)Geben - stehen die menschlichen Hände. Und dieser Mittelpunkt Mensch wird von oben be- und erleuchtet durch das Licht des Himmels, das durch die gläserne Spitze des Daches fällt.
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Aus den beiden nach oben geöffneten Händen quillt Wasser. Wasser ist biologisch der wichtigste Garant für das Leben. So wird es in vielen Religionen als Symbol für das Leben verstanden und - wenn eine Gottheit als Lebensspenderin geglaubt wird - auch zu dieser Gottheit in Verbindung gesetzt. Ebenso wird dem Licht der Sonne symbolische Bedeutung zugeschrieben. Der 31. Psalm (Vers 10) der Bibel drückt beides treffend aus: "Bei dir ist das Quellwasser des Lebens und in deinem Lichte sehen wir das Licht."
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Licht und Leben für die Menschen- darum geht es letztlich in allen Religionen. Und deswegen umstehen acht Steine dieses Zentrum. Sie bilden einen Ring und stellen die Religionen der Welt dar. Fünf von ihnen tragen die in Stein gehauenen Symbole der fünf großen Religionen Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam im umgekehrten Uhrzeigersinn. Drei Steine haben keine Symbole. Sie stehen für die übrigen Religionen der Welt, die wir wegen ihrer Vielzahl nicht durch Symbole darstellen konnten.
Die Steine der Religionen sind auf die Hände in der Mitte ausgerichtet. Das heißt: Die Religionen wenden sich je auf ihre Weise dem Menschen zu, der im Mittelpunkt steht. Sie bilden einen Ring um das Zentrum Mensch. Sie wollen ihm Geborgenheit und Sicherheit geben. Dieser Ring ist aber nicht geschlossen; zwischen den Symbolsteinen gibt es Leer-Räume. Dadurch wird auf der einen Seite deutlich, dass es Differenzen gibt zwischen den Religionen, manchmal sogar tiefe unüberwindliche Gräben. Die Lücken zwischen den Symbolsteinen haben aber auch noch eine andere Bedeutung. Der Kreis ist ja nicht geschlossen. Der Mensch im Zentrum hat auch die Möglichkeit aus der Geborgenheit, die die Religionen schenken, auszubrechen, sich seine Orientierung außerhalb jeder Religiosität zu suchen. Viele Menschen tun das heutzutage. Das heißt: Die Religionen werden zunehmend nicht nur das Gespräch unter einander suchen müssen, sondern ebenso mit Menschen ohne religiöse Bindung. Unser Haus der Religionen ist auch für sie offen. Jeder Mensch darf in aller Freiheit kommen und gehen.
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Die Kombination von achteckiger Bauweise und Darstellung der Religionen durch ihre Symbole in einem Raum und auf einer gleichberechtigten Ebene, werden Sie in Deutschland, in Europa und wahrscheinlich in der ganzen Welt so nicht finden. Insofern ist dieses Haus einmalig. Dr. Peter Neumann, Rinteln. August 2002.
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